Lernen – ein lebendiger Prozess

Rachel Wittwer

Über Vertrauen, Beziehung und die Freude am Entfalten



„Wenn ich nur darf, wenn ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann mag ich auch nicht, wenn ich muss. Wenn ich aber darf, wenn ich will, dann mag ich auch, wenn ich soll, und dann kann ich auch, wenn ich muss.“







Lernen geschieht in jedem Moment

Lernen begleitet uns jeden Tag, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Kinder entdecken die Welt Schritt für Schritt und auch Erwachsene lernen ständig dazu. Jeder Moment, jede Begegnung, jede Erfahrung ist Teil dieses Prozesses. Auch Rückschritte gehören dazu – sie sind keine Hindernisse, sondern Helfer, die uns neue Wege eröffnen.



Gefühle öffnen das Gehirn

Die Hirnforschung zeigt, dass Freude, Neugier und Staunen das Gehirn öffnen und neue Verbindungen entstehen lassen. Angst, Druck und Scham dagegen blockieren. Lernen braucht deshalb einen sicheren Boden, getragen von Beziehung und Vertrauen. Wenn wir uns gesehen, verstanden und angenommen fühlen, öffnen sich Herz und Kopf für Neues.


Schon Maria Montessori sprach davon, dass Kinder einen inneren Bauplan haben und am besten lernen, wenn sie selbst aktiv werden dürfen: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Gerald Hüther beschreibt, dass Begeisterung der Schlüssel für nachhaltiges Lernen ist: „Lernen gelingt dort, wo Begeisterung entsteht.“ Beide verweisen auf etwas, das wir auch im Alltag spüren: Lernen geschieht von innen heraus, wenn wir wollen dürfen.



Lernen heisst sich selbst entdecken

Wenn Lernen ohne Zwang geschehen darf, entsteht etwas Kostbares. Wir können spüren, was uns Freude macht und was uns entspricht. Wir entdecken, wie wir durch diese Welt gehen möchten. Lernen wird zu einem Weg der Selbstfindung. Es zeigt uns, dass es in Ordnung ist, individuell zu sein, und dass jeder Mensch sein ganzes Potenzial bereits in sich trägt. In diesem Raum darf sichtbar werden, was wir in die Welt einbringen wollen.



Lernen bedeutet auch Vertrauen

Für Eltern bedeutet das Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Kinder ihren Weg finden, auch wenn er anders aussieht, als wir es uns vielleicht vorgestellt haben. Es braucht Mut, die Entwicklung geschehen zu lassen. Auf diesem Weg tauchen oft auch eigene, noch nicht vollständig integrierte Erfahrungen auf. Diese Begegnungen können herausfordernd sein, eröffnen aber die Möglichkeit, mit dem Kind mitzuwachsen. Fehler, die wir machen, und Situationen, die uns fordern, werden zu Lernmomenten für beide Seiten.


Wenn wir loslassen und Vertrauen schenken können, entfaltet sich auf der anderen Seite Potenzial. Die Beziehung wird tiefer, Bindung wächst. Austausch mit anderen Menschen hilft, Sorgen und Unsicherheiten auszusprechen und gehört zu werden. So können wir unterscheiden, was unser eigener Anteil ist und was zum Kind gehört. Diese Klarheit schenkt Gelassenheit und ermöglicht, mit schwierigen Situationen leichter umzugehen.



Lernen ein Leben lang

Lernen bedeutet mehr als Wissen anzusammeln. Es ist ein täglicher Weg, der Beziehung, Vertrauen und Eigenkraft verbindet. Es lebt von der Bereitschaft, Fehler als Helfer zu sehen, vom Mut, auch Unsicherheit auszuhalten, und vom Staunen über das, was sich entfalten darf. Wenn wir Kindern – und uns selbst – Raum geben, dann wächst nicht nur Wissen, sondern auch Vertrauen, Stärke und Lebendigkeit.



Vielleicht kennst du solche Gedanken …

  • Wie begleite ich mein Kind so, dass es Vertrauen in sich selbst entwickeln und seinen Platz in der Welt finden kann – auch wenn sein Weg anders aussieht, als ich es erwartet habe?


  • Wie gehe ich mit meinen Sorgen um, ob es genug lernt, und mit meinen eigenen Ängsten oder alten Erfahrungen, die manchmal hineinspielen?


  • Wie finde ich die Balance zwischen Halt geben und Loslassen, und was bedeutet es für mich, meinem Kind wirklich zu vertrauen?


  • Wie kann ich gelassener werden, wenn Entwicklung mehr Zeit braucht, und meine Erwartungen so wandeln, dass mein Kind seinen eigenen Weg gehen darf?


  • Wie erkenne ich, was zu mir gehört und was zum Kind?


  • Wo finde ich Raum, meine Unsicherheiten auszusprechen – und gehört zu werden?


Raum für Vertrauen und Begleitung

Lernen geschieht nicht nur in der Schule, sondern jeden Tag – im Spiel, in Begegnungen, in kleinen und grossen Erfahrungen. Auf diesem Weg tauchen Fragen auf, manchmal auch Zweifel oder Ängste.


Ich begleite dich gerne dabei, deinem Kind Vertrauen zu schenken und gleichzeitig mit deinen eigenen Themen in Berührung zu kommen. In einem achtsamen Raum kannst du deine Unsicherheiten aussprechen, Belastendes loslassen und Klarheit gewinnen. So entsteht Gelassenheit, und du kannst unterscheiden, was deins ist und was zum Kind gehört.


Wenn Vertrauen wachsen darf, entfaltet sich Potenzial auf beiden Seiten: dein Kind geht seinen Weg gestärkt, und du spürst, wie ihr gemeinsam wächst und die Beziehung tiefer wird.